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Ambulante Ethikberatung im Landkreis Freudenstadt
Wenn Alter und Krankheit uns ethisch herausfordern, dann sind gemeinsame Fürsorge und gemeinsam getragene Verantwortung von großer Bedeutung für die betroffenen Familien wie auch für die ehrenamtlich und professionell Helfenden.
Die ambulante Ethikberatung unterstützt in schwierigen Situationen den Prozess einer sorgfältigen Entscheidungsfindung sowohl im häuslichen Umfeld wie auch in stationären Einrichtungen der Alten- und Eingliederungshilfe sowie im Hospiz.
Über das Projekt
Während die Ethikberatung in vielen deutschen Kliniken implementiert scheint, finden sich trotz nachgewiesen großem Bedarf außerhalb der Kliniken, nämlich im häuslichen Umfeld oder in Pflegeheimen, kaum entsprechende institutionsübergreifende Angebote, so dass dieses Projekt „Pilotprojekt-Charakter“ aufwies. Gemäß dem Motto „Lernen aus eigenen und fremden Erfahrungen“ wurden die positiven Erfahrungen unserer eigenen klinischen Ethikberatung und die Erfahrungen geringer Akzeptanz anderer ambulanter/außerklinischer Ethikberatungsprojekte ausgewertet mit dem Ergebnis, dass sich unser Vorgehen auf die Bedarfe der unterschiedlichen Beteiligten fokussieren und teilweise neue Wege beschritten werden sollten.
Da trotz allgemeiner Wertschätzung der Ethikberatung im Gesundheitswesen keine Finanzierung von öffentlicher Hand oder von Kranken- und Pflegekassen vorgesehen ist, die Beratung aber für die Betroffenen unbedingt kostenlos erfolgen soll, mussten alternative Wege einer geregelten Finanzierung gesucht werden.
Die konkreten Ziele des Projektes lauteten:
- Sensibilisierung und Fortbildung der Mitarbeitenden im Gesundheitswesen für ethische Konflikte
- Regelung der Finanzierung und Durchführung praktischer ethischer Fallbesprechungen vor Ort zur Entlastung der beteiligten Familien und Helfenden
- Aufklärung der Öffentlichkeit über das Angebot der ambulanten Ethikberatung
Klassische Situationen der Ethikberatung sind:
- Ablehnung oder Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen (künstliche Ernährung, Beatmung, Operationen, Medikamente)
- Unklarer Patientenwille (Patientenverfügung, „mutmaßlicher“ Wille)
- Uneinigkeit unter den Beteiligten (Patient, Angehörige, Bevollmächtigte, Pflegende, Ärzte)
- Zwangsmaßnahmen (Unterbringung gegen den Willen, Zwangsbehandlung)
- Suizidgedanken oder –wünsche
Da diese Situationen nicht nur in Kliniken vorkommen, sondern auch zu Hause oder im Pflegeheim, ist das Angebot der ambulanten Ethikberatung zur Versorgung der Bevölkerung und zur Entlastung der unterschiedlichen Beteiligten von großem Wert.
Umsetzung
- Netzwerk-Gedanke handlungsleitend:
Zusammenkunft und Austausch von vielen Institutionen, die mit ethischen Fragestellungen konfrontiert sind, u.a. Klinik, Kreisärzteschaft, Verein Sozialer Dienstleister (stationäre und ambulante Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe), Kirchen, Kommunen, Landratsamt/Pflegestützpunkt/kommunale Gesundheitskonferenz, SAPV, Hospiz und ambulante Hospizdienste, Palliativnetzwerk - mehrfach Durchführung von 6-tägigen Schulungen vor Ort zum „Ethikberater im Gesundheitswesen“, zertifiziert von der „Akademie für Ethik in der Medizin, Göttingen“, mit Teilnehmenden vor allem aus dem Pflegebereich
- Vorträge und Austausch zu ethischen Themen bei o.g. Einrichtungen, beim Arbeitskreis der ehrenamtlichen und Berufsbetreuer, für die Öffentlichkeit
- Klärung der Finanzierung:
Ausgehend von der Prämisse, dass ambulante Ethikberatung für die Beteiligten kostenlos angeboten wird, sollte eine Form der angemessenen Vergütung geschaffen werden, die den zeitaufwändigen Ethikberatungen gerecht wird - Gründung des „Verein zur Förderung ambulanter Ethikberatung im Landkreis Freudenstadt durch die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH e.V.“, Mitgliedsbeiträge und Spendenaufrufe
- Angebot der ambulanten Ethikberatung in 3 Intensitätsstufen:
1. telefonische Beratung einer Person
2. Einzelberatung einer Person oder einer Gruppe (z.B. Angehörige oder Pflegende oder Hausarzt)
3. komplexe Ethikberatung vor Ort mit vorbereitenden Telefonaten und telefonischer Evaluation im Anschluss - Gründung der Arbeitsgruppe „ambulante Ethikberatung in Baden-Württemberg“
Potenziale
Viele Studien belegen, dass ein großer Bedarf nach ambulanter Ethikberatung bei betroffenen Familien wie auch bei Hausärztinnen und Hausärzten, Pflegenden, Betreuenden und weiteren Personengruppen besteht. Jedoch ist die tatsächliche Inanspruchnahme bei den wenigen begonnenen Projekten in Deutschland sehr gering. Uns ist es gelungen, mit dem Angebot der ambulanten Ethikberatung im Landkreis Freudenstadt eine gute Akzeptanz zu finden und in sehr belastenden Situationen den Beteiligten Unterstützung bieten zu können nach dem Motto:
„Wenn Alter und Krankheit uns ethisch herausfordern, dann ist gemeinsame Fürsorge und gemeinsam getragene Verantwortung von entscheidender Bedeutung“.
Macherinnen und Macher
- Verein zur Förderung ambulanter Ethikberatung im Landkreis Freudenstadt durch die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH e.V.
- Leiter der Ethikberatung:
Dr. Klaus Rademacher, Internist und Geriater am Krankenhaus Freudenstadt
E-Mail: klaus.rademacher@klf-net.de
Finanzierung
Hier finden Sie bald weitere Infos.
Ambulante Ethikberatung im Landkreis Freudenstadt
www.ethikberatung-kreis-fds.de
Flyer
Ambulante Ethikberatung im Landkreis Freudenstadt
Verein zur Förderung ambulanter Ethikberatung
Tel.: 07441 540 (Zentrale, vermittelt weiter)
E-Mail: ethikberatung@klf-net.de