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Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald
Das Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald ist ein regionaler Zusammenschluss von Gesundheitsakteuren und -Institutionen. Ziel des Netzwerks ist es, die Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger durch eine kontinuierliche Versorgung aus einer Hand zu verbessern. Im Gesundheitsnetz waren zwei Patientenlotsinnen und eine Gemeindeschwester tätig, die Aufgaben aus den Bereichen Case Management, medizinische Grundversorgung und Gesundheitsförderung übernahmen.
Über das Projekt
Um die wohnortnahe Gesundheitsversorgung zu verbessern, hat sich der Ostalbkreis 2020 und 2022 erfolgreich auf die Förderaufrufe des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg zum Aufbau von Primärversorgungszentren und -netzwerken beworben. In der ersten Förderphase wurde das „Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald“ konzipiert und gegründet. Die ländlich geprägte Region Schwäbischer Wald im Ostalbkreis wurde aufgrund der dortigen hausärztlichen Unterversorgung für das Projekt ausgewählt.
Das „Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald“ ist ein multiprofessionelles und sektorenübergreifendes Primärversorgungsnetzwerk. Unter den Mitgliedern befinden sich beispielsweise Hausarztpraxen, Kliniken, ambulante Pflegedienste, Sanitätshäuser, Physiotherapiepraxen, Dienstleister für Alltags- und Haushaltshilfe sowie eine Ernährungsberaterin und Wundmanagerin. Ziel des Gesundheitsnetzes ist die Verbesserung der Kommunikation und Kooperation der verschiedenen Gesundheitsakteure und -einrichtungen, die Ermöglichung einer kontinuierlichen Behandlung durch eine effiziente Aufeinanderabstimmung von Gesundheitsleistungen sowie die Entlastung der Hausärztinnen und -ärzte im Schwäbischen Wald.
In der zweiten Förderphase des Projekts wurden zwei Patientenlotsinnen und eine Gemeindeschwester im Gesundheitsnetz tätig. Dabei handelte es sich um drei Gesundheits- und Krankenpflegerinnen. Die Patientenlotsinnen stellten den Mittelpunkt des Gesundheitsnetzes dar. Sie waren die zentralen Ansprechpartnerinnen für die Netzwerkmitglieder und die Patientinnen und Patienten. Im Rahmen des sogenannten Case Managements steuerten sie den Versorgungsprozess von Personen mit komplexen Versorgungsbedarfen. Die versorgten Patientinnen und Patienten waren typischerweise multimorbide, pflegebedürftige und immobile Personen, die oft nur wenig Unterstützung von Angehörigen erhielten. Die Lotsinnen behielten den Überblick über den Behandlungsverlauf, organisierten gesundheitsbezogene und soziale Leistungen und lotsten durch das Versorgungssystem. Zu ihren Aufgaben gehörten beispielsweise die Vereinbarung von Arztterminen, die Organisation von Transporten zur Praxis oder Klinik, das Stellen von Anträgen bei Kranken-, Pflegekassen und anderen Behörden sowie die Suche nach einem Pflegedienst oder Heimplatz. Sie arbeiteten mit einer ganzheitlichen Perspektive und einer hohen Patientenorientierung. Bei ihren Hausbesuchen berücksichtigten sie auch das häusliche sowie das soziale Umfeld der Patientinnen und Patienten. Das hier beschriebene Case Management ist bislang keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Im Zuge des Förderprojekts waren die Leistungen für Patientinnen und Patienten im Schwäbischen Wald aber gänzlich kostenfrei.
Die Gemeindeschwester kooperierte mit acht Hausarztpraxen im Schwäbischen Wald. Bei ihren Hausbesuchen übernahm sie medizinische Tätigkeiten, die von den Praxen an sie delegiert wurden. Dazu zählten insbesondere Kontrolluntersuchungen und Routinebehandlungen bei chronisch erkrankten Personen (z.B. Vitalzeichenkontrollen, Wundversorgung, Blutabnahmen oder Blutzuckermessungen). Daneben zählte die Beratung zu Themen der Gesundheitsförderung und Prävention zu ihren Schwerpunkten. Sie unterstützte bei der Ausbildung eines gesunden Lebensstils und informierte etwa zu Ernährung, Bewegung und Sturzprophylaxe sowie zum Umgang mit chronischen Erkrankungen. Des Weiteren legte die Gemeindeschwester einen Fokus auf die psychosoziale Betreuung von Personen mit psychischen Problemen. Hier gab sie z.B. Empfehlungen zur Stressbewältigung oder zum Umgang mit Einsamkeit. Die Patientinnen und Patienten wurden mehrheitlich von den acht kooperierenden Hausarztpraxen an die Gemeindeschwester überwiesen. Für die Hausärzte fielen keine Kosten für die Inanspruchnahme der Gemeindeschwester an.
Umsetzung
- Gründungsveranstaltung des Gesundheitsnetzes mit Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung durch die Mitglieder
- Regelmäßige Netzwerktreffen und Entwicklung eines Mitgliederverzeichnisses zur Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit
- November 2022 bis März 2025: Anstellung zweier Patientenlotsinnen
- Mai 2023 bis Dezember 2024: Anstellung einer Gemeindeschwester

Potenziale
- Verbesserung der Kommunikation und Kooperation der verschiedenen Gesundheitsakteure und -einrichtungen im Gesundheitsnetz: vermehrter fachlicher Austausch, kurze Wege und Zusammenarbeit auf Augenhöhe
- Ermöglichung einer kontinuierlichen Behandlung durch eine bessere Aufeinanderabstimmung von Gesundheitsleistungen
- Steigerung der Effizienz an Schnittstellen des Versorgungsprozesses (z.B. Verringerung von Wartezeiten, Vermeidung von Mehrfachuntersuchungen)
- Erleichterung des Zugangs zu Leistungen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich
- Verhinderung des „Drehtür-Effekts“ (wiederholte Klinikaufenthalte)
- Entlastung der Hausärztinnen und -ärzte
- Erweiterung des Handlungsspielraums von Pflegefachpersonen
- Stärkung von Prävention und Gesundheitsförderung
Macherinnen und Macher
Die Koordination des Projekts „Primärversorgung im Ostalbkreis“ lag in der Verantwortung des Sachgebiets Gesundheitsplanung, -versorgung und -förderung im Geschäftsbereich Gesundheit des Landratsamts Ostalbkreis.
Das Konzept für das Primärversorgungsnetzwerk wurde in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Ärzteschaften Aalen und Schwäbisch Gmünd, der Kliniken Ostalb und der Hochschule Aalen – Studienbereich Gesundheitsmanagement erarbeitet.
Die Patientenlotsinnen und die Gemeindeschwester waren bei der kommunal-ärztlichen Genossenschaft MEDWALD eG angestellt.
Die zweite Förderphase, in der es um den Einsatz der Patientenlotsinnen und der Gemeindeschwester im Gesundheitsnetz ging, wurde vom Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Ulm evaluiert
Finanzierung
Finanziert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Landesmitteln, die der Landtag von Baden-Württemberg beschlossen hat (1. Förderphase: 01.12.2020 bis 31.03.2023, 2. Förderphase: 01.07.2022 bis 31.05.2024).
Medizinische Versorgung im Ostalbkreis:
www.mediportal-ostalbkreis.de

Landratsamt Ostalbkreis – Geschäftsbereich Gesundheit
Servicestelle ärztliche Versorgung im Ostalbkreis
Telefon: 07361 5032085
E-Mail: medi-servicestelle@ostalbkreis.de